17.05.2014, von Anja Villwock/Andreas Beth

Fitness am Gerät – Übung der Atemschutzgeräteträger in Berlin

Eine Feuerwand, der laute Knall einer Explosion und Rauchschwaden aus Gebäuden bildeten den Auftakt der Übung „TREPANE“ für die Atemschutzgeräteträger (AGT) in Berlin. Nach einem Unfall in einer Lackfabrik waren mehrere Häuser beschädigt, Personen wurden vermisst und giftige Stoffe bedrohten die Umwelt. 70 Helferinnen und Helfer aus sieben Berliner Ortsverbänden stellten sich am 17. Mai 2014 den umfangreichen Aufgaben.

Nicht alltäglich, aber auch nicht unmöglich – THW-Helfer müssen einen Entstehungsbrand löschen. Foto: THW/Anja Villwock

Nicht alltäglich, aber auch nicht unmöglich – THW-Helfer müssen einen Entstehungsbrand löschen. Foto: THW/Anja Villwock

Da gemäß Übungsszenario die Feuerwehr keine weiteren Einsatzkräfte entsenden konnte, wurden THW-Helfer aus Reinickendorf, Lichtenberg, Pankow, Neukölln, Marzahn, Charlottenburg-Wilmersdorf und Treptow-Köpenick  alarmiert. Die Zugbefehlsstelle des THW gab die von der Übungsleitung eingespielten Szenarien als Einsatzauftrag an die Helfer weiter. Dazu wurden je drei AGT’ler zu zwölf Trupps zusammengestellt und die Helfer der Atemschutzüberwachung erfassten Namen, Gerätenummern und Flaschendruck. Die medizinische Versorgung sicherten vier Sanitäter der Johanniter Unfallhilfe mit Rettungswagen ab. Auch für Verpflegung und Öffentlichkeitsarbeit war gesorgt.

Das unübersichtliche Übungsgelände in Berlin-Buch mit mehreren Häusern, engen Durchgängen und verzweigten Kellern bot hervorragende Übungschancen und verlangte den Helfern einiges ab. Aus einem durch Feuer bedrohten Gebäude mussten die Helfer mehrere Fässer mit giftigen Substanzen vor den Flammen in Sicherheit bringen und dabei einen Entstehungsbrand mit dem Feuerlöscher bekämpfen.

An anderer Stelle galt es, aus einem engen und verrauchten Kellergang zwei verletzte Personen mit dem Bergetuch zu retten. Teilweise mussten die THW-Helfer die Atemluftflaschen abnehmen, um den engen Zugang passieren zu können. Funkenflug aus einer Elektroverteilung und grün verfärbtes Wasser behinderten die Rettungsarbeiten.

Mit dem elektrischen Bohrhammer verschaffte sich ein weiterer Trupp Zugang zu einem versperrten Schachtsystem. Nach einer Erkundung retteten die THW‘ler eine Person aus dem engen und dunklen Tunnel und übergaben sie an die Sanitäter.

Weil eine geschlossene Bunkertür den Zugang zu einem Keller versperrte, kam auch der Motor-Trennschleifer zum Einsatz. Kurz nach der Türöffnung kam es zu einer Gasexplosion. Hitze und Rauch behinderten die Erkundung, bei der die AGT-ler zwei Verletzte entdeckten und sie aus dem verrauchten Keller brachten.

Mit der Übung schlossen zehn THW-Helfer ihre Qualifikation zum Atemschutzgeräteträger ab. Vorher hatten sie in 28 Stunden gelernt, worauf es beim Arbeiten unter Atemschutz ankommt. Die anderen 25 AGT-Helfer absolvierten die vorgeschriebene jährliche Einsatzübung. Für das Arbeiten unter Atemschutz ist Fitness gefordert, denn mit dem Pressluftatmer haben die Helfer 16 kg zusätzlich auf dem Rücken. Die THW-ler können mit dem Luftvorrat ca. 30 bis 40 Minuten arbeiten, je nach persönlicher Konstitution und körperlicher Anforderung an die Einsatzaufgabe. Wegen der langen Wege und der umfangreichen Arbeiten lösten sich die Trupps an den einzelnen Einsatzstellen ab.

Aspekte der Einsatztaktik, der Atemschutzüberwachung und Führung, der Einsatzgrundsätze im Atemschutzeinsatz und das Arbeiten im Team waren Ausbildungsziele dieser Übung. Die besondere Herausforderung für die Helfer bestand darin, ständig zwischen der Selbstgefährdung durch Feuer, Einsturzgefährdung oder Explosionen und der Rettung von Personen abzuwägen. „Die Übung hat allen sehr viel gebracht. Jeder hat feststellen können, wo sein Ausbildungsstand und die Grenzen seiner körperlichen und psychischen Belastbarkeit sind und kann nun daran arbeiten“, findet Andreas Beth, Übungsleiter und Bereichsausbilder für Atemschutz. "Eine sinnvolle Auswertung der Szenarienverläufe wird uns die Möglichkeit geben, unsere Ausbildungsinhalte zu optimieren und unseren Auftrag mit der Befähigung zur Hilfe am Nächsten entscheidend zu verbessern."

Eine dreimonatige Vorbereitungszeit für die Ausarbeitung der einzelnen Übungsszenarien, die umfangreiche Logistik, das Einholen zahlreicher Genehmigungen, die wirklich optimale Zusammenarbeit im Team der Übungsleitung und nicht zuletzt das Engagement so vieler THWler hat es möglich gemacht, diese Übung in dieser Größenordnung und Qualität zu gestalten. "Besonderer Dank gebührt hier dem stellvertretenden Ortsbeauftragten Erik Hamer und der Küchenfee Anneliese Dornhauer aus dem Ortsverband Pankow, dem Gruppenführer Christian Nolte und dem sprengberechtigten Pyrotechniker Klas Meyer aus dem Ortsverband Treptow-Köpenick sowie dem Zugtrupphelfer René Kröhne und der Zugführerin Elvera Trebing aus dem Ortsverband Neukölln, die sich fachlich und mit überaus starkem persönlichen Engagement eingebracht haben", äußert sich Andreas Beth als Übungsleiter, der an dieser Stelle seinen umfangreichen Anteil an der Übungsvorbereitung in aller Bescheidenheit zurückhält.


  • Nicht alltäglich, aber auch nicht unmöglich – THW-Helfer müssen einen Entstehungsbrand löschen. Foto: THW/Anja Villwock

  • Nicht alltäglich, aber auch nicht unmöglich – THW-Helfer müssen einen Entstehungsbrand löschen. Foto: THW/Anja Villwock

  • Zehn THW-Helfer bekommen ihre Bescheinigung zum Abschluss der Ausbildung als Atemschutzgeräteträger. Foto: THW/Anja Villwock

  • Zehn THW-Helfer bekommen ihre Bescheinigung zum Abschluss der Ausbildung als Atemschutzgeräteträger. Foto: THW/Anja Villwock

  • Im Tunnel versperrt eine Mauer den Zugang zu einem Verletzten. Mit dem Gesteinsbohrhammer durchbrechen die Helfer die Wand. Foto: THW/Joachim Schwemmer

  • Im Tunnel versperrt eine Mauer den Zugang zu einem Verletzten. Mit dem Gesteinsbohrhammer durchbrechen die Helfer die Wand. Foto: THW/Joachim Schwemmer

  • Die Helfer tragen eine verletzte Person aus dem verrauchten  Keller. Foto: THW/Anja Villwock

  • Die Helfer tragen eine verletzte Person aus dem verrauchten Keller. Foto: THW/Anja Villwock

  • Eine simulierte Bunkertür hindert die THW'ler am Eindringen in den Keller. Mit dem Trennschleifer schneiden die Helfer eine Öffnung in das Metall. Foto: THW/Anja Villwock

  • Eine simulierte Bunkertür hindert die THW'ler am Eindringen in den Keller. Mit dem Trennschleifer schneiden die Helfer eine Öffnung in das Metall. Foto: THW/Anja Villwock

  • Fässer mit giftigem Inhalt müssen aus dem brandgefährdeten Gebäude geborgen werden. Foto: THW/Anja Villwock

  • Fässer mit giftigem Inhalt müssen aus dem brandgefährdeten Gebäude geborgen werden. Foto: THW/Anja Villwock

  • Kurz vor dem Einsatzgebiet schließen die Helfer den Lungenautomaten an die Atemschutzmaske an. Foto: THW/Anja Villwock

  • Kurz vor dem Einsatzgebiet schließen die Helfer den Lungenautomaten an die Atemschutzmaske an. Foto: THW/Anja Villwock

  • Bei der Atemschutzüberwachung werden von allen AGT-Trupps die Helfernamen und Gerätenummern registriert. Während des Einsatzes muss außerdem regelmäßig der Flaschendruck vermerkt werden. Von der Zugbefehlsstelle gleich dahinter erhalten die Trupps ihren Einsatzauftrag. Foto: THW/Anja Villwock

  • Bei der Atemschutzüberwachung werden von allen AGT-Trupps die Helfernamen und Gerätenummern registriert. Während des Einsatzes muss außerdem regelmäßig der Flaschendruck vermerkt werden. Von der Zugbefehlsstelle gleich dahinter erhalten die Trupps ihren Einsatzauftrag. Foto: THW/Anja Villwock

  • 36 AGT-Helfer aus sieben Berliner Ortsverbänden stellen sich den Herausforderungen der Übung. Sie erhalten vom Zugtruppführer erste Hinweise zum Ablauf. Foto: THW/Anja Villwock

  • 36 AGT-Helfer aus sieben Berliner Ortsverbänden stellen sich den Herausforderungen der Übung. Sie erhalten vom Zugtruppführer erste Hinweise zum Ablauf. Foto: THW/Anja Villwock

  • Ein starkes Team - Übungsvorbereitung aus Neukölln, Pyrotechnik aus Treptow-Köpenick und Logistik aus Pankow. Foto: THW/Joachim Schwemmer

  • Ein starkes Team - Übungsvorbereitung aus Neukölln, Pyrotechnik aus Treptow-Köpenick und Logistik aus Pankow. Foto: THW/Joachim Schwemmer

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